Ingrid Maria Hackl

Jeder Mensch ist ein Künstler / Begeisterung / Salutogenese

von Ingrid Maria Hackl

Ausdrücke

Sich in Farbe ausdrücken
Formen erfinden, Fantasiegebilde
die innere Stimme übersetzen
die Hände wissen was sie tun
sie sind geübt
am Ende sprechen sie eine eigene Sprache

„Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Dieses berühmte Zitat stammt von Joseph Beuys. Der deutsche Aktionskünstler und Kunsttheoretiker sah das Künstlerische im schöpferischen Potential jedes Menschen, in dessen Fähigkeit zur Kreativität – und das jenseits aller Konventionen. Es ging ihm darum, der Kreativität Ausdruck zu verleihen und sich als schöpferisch, als wirksam zu erleben.

Um künstlerisch selbstwirksam zu sein, die eigenen Potentiale zu entwickeln und zu entfalten, braucht es Raum. Diesen Raum bekommen die KlientInnen im Atelier des Diakoniewerks in Gallneukirchen. Diesen Raum bekommen die Studierenden hier an der Kunstuniversität Linz.
Im Lehramtsfach Gestaltung: Technik.Textil, wo zukünftigen WerkpädagogInnen ausgebildet werden, lernen Studierende wie sie ihre Ideen materialisieren können und üben sich auch darin, Unterricht zu konzipieren, in dessen Rahmen die Kreativität ihrer SchülerInnen geschürt wird:
Sie lernen, sich und andere zu befähigen, die eigenen Einfälle zu verwirklichen.
Die Möglichkeit kreativ tätig zu sein und ein gutes Selbstwirksamkeitsgefühl sind förderlich für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Kunst- und WerkpädagogInnen können hier einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Salutogenese für sich selbst und ihre SchülerInnen leisten.

Im Projekt „Ausdrücke“ sind die Studierenden einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Sie haben im Kurs „Visuelle Kommunikation und Gestaltungslehre“, wo sie Grundlagen der Gestaltung lernen und üben, mit Zeichnungen und Malereien anderer Personen gearbeitet. Die Studierenden entwickelten daraus Stoffdesigns und betrieben also so etwas wie Aneignungskunst. In der „Appropriation Art“, so der gängige englische Ausdruck dafür, eignet sich ein/e Künstler/in ein Kunstwerk eines anderen Kunstschaffenden an, verändert es oder bringt es in einen anderen Kontext. Es ist eine Art Kunst zu betreiben, die ganz bewusst mit schon vorhandenem Geschaffenen arbeitet und als Teil der Konzeptkunst eingeordnet wird.
Was bedeutet es, etwas bereits Vorhandenes umzugestalten? Wieviel greift man ein? Was ist das Besondere an der vorhandenen Gestaltung? Was hebt man hervor? Wird daraus etwas eigenes Neues?

Es ist jedenfalls notwendig, sich mit der Farb- und Formensprache der Künstlerin/des Künstlers auseinander zu setzen, sozusagen ein bisschen seine oder ihre Sprache zu lernen, Vokabeln zu üben, die Ausdrucksweise zu studieren um sie dann mehr oder weniger zu übernehmen oder in die eigene Farb- und Formensprache zu übersetzen und in vielen Schritten neue Designs davon abzuleiten.