Teija Hohl

Hintergründe / „Vokabeln“ lernen / Art brut

von Teija Hohl

Durch die Corona-Ausnahmesituation wurde unsere für Juni geplante Kissen-Ausstellung abgesagt. Für uns war es jedoch wichtig, die Entwürfe der Studierenden der Studienrichtungen „textil·kunst·design“, „Gestaltung: Technik.Textil“ und „Fashion & Technology“ zu präsentieren, die sie seit Herbst 2018 im Rahmen zweier Lehrveranstaltungen angefertigt hatten. Deshalb haben wir diese Online-Ausstellung mit insgesamt 56 Entwürfen von 28 Studierenden organisiert.

Für die Entwürfe wurden Zeichnungen, Gemälde und Drucke verwendet, die im Atelier des Diakoniewerks in Gallneukirchen entstanden waren. Die Studierenden bekamen die Aufgabe, unter Verwendung eines oder mehrerer Bilder zwei Kissen-Entwürfe zu erstellen. Einer sollte ein Wiederholungsmuster zeigen, bei dem zweiten war die Gestaltung frei. Die Entwürfe wurden mit einem Digital-Stoffdrucker auf Baumwolle übertragen und von den Studierenden selbst fertiggestellt.

Einige Studierendengruppen konnten zusätzlich das Atelier in Gallneukirchen besichtigen – den Ort, wo die Bilder entstanden waren. Andere bekamen die Möglichkeit, eine Ausstellung für Art brut Kunst zu besuchen.

Die Begriffe „Art brut“ und „Outsider Art“ begleiten mich, seit ich die Kunstwerkstatt in Gallneukirchen kennenlernte. Als „Art brut“ bezeichnete Jean Dubuffet die antiakademische, rohe und unbeeinflusste Kunst, nach der er in den 1940er Jahren zu suchen begann. In vielen Ländern ist diese Art Kunst auch unter dem Begriff „Outsider Art“ bekannt.

Jean Dubuffet ist nicht der einzige Sammler von Kunstwerken dieser Art geblieben. Heute besuchen viele Art brut-Interessierte die Kunstwerkstatt in Gallneukirchen. Kennenlernen kann man die Werke der Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung in Ausstellungen, die das Atelier häufig auch selbst organisiert.

Es war schön, ein Projekt zu leiten, das sich mit dieser besonderen Form der Kunst befasste. Es geht um Werke von Menschen, die unbeirrt ihren eigenen Weg gehen, die ihre Kunst nicht nach aktuellen Trends richten oder sich von anderen beeinflussen lassen. Das Bild der Künstlerin oder des Künstlers ist ein wortwörtlicher „Ausdruck“ ihrer/seiner Persönlichkeit. Den zweiten, gestalterischen Ausdruck für unsere Ausstellung fertigten die Kunstuni-Studierenden an – weshalb der Titel unserer Ausstellung „Ausdrücke“ lautet.